Post by Friedhelm NeyerNaja, habe mich bereit erklärt zwischen den Jahren die Stellung zu halten, ist
meist nix los in den Tagen, also Lesestunde...
Ich habe mich jetzt auch mal dran gegeben. Bisher bin ich nicht dazu
gekommen und habe "auf Reserve" gekauft, nach den Kritiken hier letztlich
etwas zögerlich...
So richtig glücklich bin ich über den "Restart" nicht. Aber das gibt es
auch anderswo und könnte alle paar Jahrzehnte nötig sein, um eine neue
Generation anzusprechen.
Mein Fazit: Gespalten.
Neutral:
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Dass es inhaltliche Änderungen geben würde, war klar und das habe ich
akzeptiert.
Warum man unbedingt neue Mutanten braucht, ist nicht so ganz schlüssig.
Wenn man ohnehin auch die übrigen Charaktere anpasst und teils neu
positioniert, warum dann nicht auch die Mutanten? Konkret: Warum hat man
Sid nicht einfach Ras genannt, dessen Jugend und Vorgeschichte in Neo neu
geschrieben wurde?
Hat man jetzt auf Dauer eine Person "zuviel" oder wird Sid entsorgt?
Das hatte ich eigentlich bei der Beseitigung der Atombombe als
selbstmörderische Heldentat vermutet. Aber er hat durch ein gewaltiges
Wunder sogar diese Atomexplosion überlebt! (siehe unten)
Gut:
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Neu war, dass die Geschichte nun mehr als Action-Story aufgezogen wurde und
dass man diesmal das ganze zumeist aus der Sicht anderer betrachtet hatte,
nicht wie früher fast nur aus der PRs. So konnte man sehen, was andere tun,
was sie denken, warum sie wie handeln usw.
Toll fand ich die Szenen innerhalb der AETRON und die übrigen Arkoniden. In
der 1.A sind die faktisch nicht aufgetaucht außer in der Bemerkung
"Schlafmützen". Jetzt kommen sie mir fast wie die Geschichten über heutige
Wow oder 2nd Life Spieler vor, wie die Extreme angeblich manchmal im
eigenen Müll, Essensresten und teils Ausscheidungen 24h/Tag am Monitor
sitzen und sich einfach nicht für die reale Welt interessieren.
Gut war auch der chinesische General und dessen taktische Überlegungen beim
Kampf gegen den undurchdringlichen Schutzschirm und dessen langsamer Wandel
zum Goog Guy.
Interessant waren auch Homer G Adams, Mercant, sowie Marshall und der Start
des neuen Mutantencorps und die vielen anderen (heimlichen) Unterstützer
unabhängig von "PR Superstar".
Spannend war auch die Story um den US-Geheimdienst und dessen Versuche
eines Mutantencorps. Dass in der 1.Auflage nur PR auf diese Idee kam und
die Leute problemlos um sich sammelte, war im Nachhinein ziemlich
unglaubwürdeig.
Diese verschiedenen Facetten machen das Ganze IMHO spannender und
vielschichtiger und auch realistischer. Ein "Einzelkämfer" hat auch mit
Supertechnik keine Chance. Sie hätten sich unter dem Schirm vielleicht
beliebig lange verstecken können, aber sobald sie ihn verlassen mussten(!),
um irgendetwas zu tun, waren sie angreifbar und nur zu Dritt.
Sorry, die Ursprungsstory der Erstauflage "PR alleine rettet die Welt und
zwingt sie zum Frieden" war beinahe kindisch naiv. (Ich erinnere mich mit
grausen an Bullys Panzer-Flugshow mit den Antigrav oder die Gags mit dem
Psychostrahler.)
Den Bau von Terrania unter dem Schutzschirm hielt ich erst für Quatsch.
Aber genau dieser Bau hat sich dann zum wichtigen Symbol gemausert und ist
bei kurzem Nachdenken durchaus stimig. PR kann nur die Initialzündung und
die Vision für eine neue Welt liefern. Die Richtung einschlagen müssen die
Menschen dann doch alle selbst.
Schlecht:
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PR als Visionär war eine im Grunde gute Idee, ist leider komplett in die
Gegenrichtung gekippt. Die Autoren haben ihm alle seine Mittel genommen und
ihn völlig demontiert. Das war für mich zu heftig. Kann ein "Weichei"
Titelheld sein?
Dann der *zweite* Flug der STARDUST zum Mond. Wenn ich jetzt aussprechen
würde, was ich *dazu* denke, müsste ich mir den Mund mit viel Seife
auswaschen. Klar, das Motiv des Autoren war, so die anderen Astronauten zu
retten, damit PR ein paar Helfer bekommt. Aber musste das SO plump sein?
Der peinliche Höheunkt war dann die Flucht mit diesem Bastel-Fluggerät
Richtung Australien. Peinlich. Musste das sein?
Gut, wenn man ihn zum Abschalten des Schutzschirms zwingen kann, ist eine
Flucht unvermeidlich. Aber warum ließ er sich nicht von den Robotern
tragen? Warum solch einen Trümmerhaufen? Wollten die Autoren ihn bewußt
völlig hilflos und lächerlich machen? Sorry, das war mir zu dick
aufgetragen.
Und dann kam der storymäßige GAU. Sid hat eine Atomexplosion in solcher
Nähe überlebt, wo es auch deutlich später noch so heiß war, dass der Sand
glasiert und die Stiefel schmelzen! Ist er nicht mehr nur Teleporter,
sondern Unverwundbar?
Eigentlich auch negativ, aber notwendiger Storykern und daher per
Definition zumindest "neutral" ist das Verhalten der Arkoniden.
Das war schon bei der 1.A völlig unlogisch, dass Crest mit in der
klapprigen STARDUST auf die Erde geflogen ist. Alleine das
Sicherheitsdenken der Arkoniden sollte solch eine Selbstmordoperation
verhindern. Logisch wäre es gewesen, dass Perry vielleicht alles für die
Behandlung voerbereitet und Crest dann mit einem Beiboot heimlich zu
Haggart geflogen würde oder so. In der 1.A wurde das nur wenig thematisiert
und ist daher durchgerutscht. Man hätte da eine Art "Erste Direktive" wie
in Star Trek annehmen können, die auch bei Gefahr fürs eigene Leben einen
Anflug mit einem nicht-irdischen Raumschiff verbietet, und dass der
Transport in der STARDUST ein "juristisches Schlupfloch" war.
Diese Ausrede zeiht bei Neo nicht mehr. Dort ist Thora sogar offen mit dem
großen Beiboot gelandet und hat Material angeliefert. Spätestens ab da war
es mit der Nichteinmischung vorbei und sie hätte auch gleich einen Gleiter
(es war doch klar, dass Crest zu einem Arzt gebracht werden muss), einen
zweiten Schutzschirmgenerator usw. bringen können. PR kann ihr da weiter
völlig egal sein. Es geht ihr da nur um den Schutz von Crest.
Aber nein, stattdessen gab es einen plötzlich wieder raumflugfähige
STARDUST, wobei ich den ersten Kotzanfall bekommen habe, und dann geht
Thora auf eine "Besichtigungstour" durchs Sonnensystem (klar, damit sie
nicht auf der AETRON stirbt). Da hat es bei mir dann ganz ausgesetzt.
WAS SOLLTE DAS?
Bei der 1.A war dieser Part vielleicht noch notwendig und neutral.
Bei Neo dieser Storyteil weiter ausgewalzt und nur noch absolut *negativ*,
das schlechteste bisher.
Ich werde erstmal noch weiter lesen, aber wenn Neo jetzt nicht wieder den
positiven Umschwenk macht, sehe ich leider doch schwarz. Die ganze Story
incl. der (notwendigen) Änderungen ist durchaus gut und wöre IMHO
tragfähig, aber der punktuelle Schwachsinn der letzten Romane ist
mittlerweile doch zu häufig und zu stark. Ein wenig mehr Sorgfalt würde ich
von den Autoren erwarten, auch wenn es bloß die "Zweitserie" ist.
MfG
Gerald
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a large number of electrons were terribly inconvenienced.